Gründe für die Umstellung

Im Mut zur Veränderung liegt die Zukunft

Ein Dinkelfeld mit Ähren

Bildrechte: Yool

Seit Jahrhunderten ist die Pflege der Erde bäuerliche Tradition. Heute ist es wichtiger denn je, mit biologisch-dynamischer Landwirtschaft Kulturlandschaften zu bewahren. Im Vordergrund steht jedoch die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel und die bewußte, individuelle Gestaltung des Betriebes durch eine nachhaltige Bewirtschaftung. Das Warenzeichen Demeter gewährleistet eine konsequent ökologische Erzeugung und Verarbeitung.

Bereits Anfang des Jahrhunderts bemerkten Landwirt:innen zunehmende Degenerationserscheinungen beim Nachbau von Getreide und anderen Kulturpflanzen. Auf Initiative dieser Landwirt:innen hielt Rudolf Steiner 1924 eine Reihe von Vorträgen zum praktischen Landbau. Diese Vorträge - bekannt als "Landwirtschaftlicher Kurs" - wurden Wegbereiter des ökologischen Landbaus in Europa und bilden das Fundament der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise.

Mit über 70 Jahren Erfahrung in der Praxis und durch biologisch-dynamische Forschung von Anfang an ist Demeter heute nicht nur der älteste, sondern auch der bekannteste ökologische Anbauverband. Die hohen Erwartungen, die Verbraucher mit dem Namen Demeter verbinden, sind voll und ganz gerechtfertigt.

Das Ziel ist der standortgemäße, arbeits- und marktgerechte Betriebsorganismus.

Sie als Landwirt:in oder Gärtner:in entscheiden was wächst - nicht nur auf dem Feld! Voraussetzung für einen lebendigen Betriebsorganismus ist das Erkennen und Gestalten der Gegebenheiten. Die innere, persönliche Beziehung zum Boden, zu Tier und Pflanze und die Wahrnehmung ihrer Natur ist die Grundlage für gesunde Produktivität. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft baut darauf.

Hier zählt nicht nur die Menge, sondern vor allem die Qualität. Biologisch-dynamische Heilpflanzenpräparate aus Schafgarbe, Löwenzahn, Kamille, Brennnessel, Eichenrinde und Baldrian sorgen dafür, daß aus Mist oder Gülle wertvoller Dünger wird. Zusammen mit den biologisch-dynamischen Feldpräparaten aus Kuhmist und feinst vermahlenem Quarz fördert er die Wachstums- und Reifeprozesse in den Pflanzen.

Nicht nur an den Jahreszeiten, den Gezeiten des Meeres oder den Fruchtbarkeitszyklen von Mensch und Tier erkennt man die Wirkung von Sternen, Planeten, Sonne und Mond. In der Natur gibt es viele weitere Beispiele. Die aktuelle Forschung bestätigt immer wieder die Erfahrungen aufmerksamer Landwirt:innen und Gärtner:innen oder liefert ganz neue Erkenntnisse hierzu. Demeter-Landwirt:innen beziehen diese Erfahrungen bei der Saat, Pflege und Ernte mit ein. Die biologisch-dynamischen Präparate verstärken die Sensibilität der Pflanzen für kosmische Rhythmen und fördern das Zusammenwirken zwischen Boden und Pflanze unter dem Einfluss der Gestirne. Das alles ist kein Geheimnis, sondern die Weiterführung von Naturprozessen zwischen Himmel und Erde.

Das Interesse an den Gesetzen der Natur und den Willen, in Ihrer täglichen Arbeit gestaltend damit umzugehen, ist die wichtigste Voraussetzung für die Umstellung. Dazu gehört, dass Sie aufgeschlossen sind gegenüber einer ganzheitlichen Naturbetrachtung, die über rein naturwissenschaftliche Erkenntnisse hinausgeht. Dabei spielen nicht nur Sonne, Mond und Sterne oder die Präparate eine wichtige Rolle. Bei der Arbeit und Auseinandersetzung mit der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise ergeben sich neue Erfahrungen im Umgang mit Tier und Pflanze.

In der Regel wird der gesamte Betrieb mit allen zugehörigen Flächen umgestellt. Bis zur Demeter-Vollanerkennung dauert dies drei bis fünf Jahre. Die nachgewiesene ökologische oder extensive Vorbewirtschaftung kann diesen Zeitraum verkürzen. Ein vielseitiger Gemischtbetrieb oder ein reiner Grünlandbetrieb bieten gute Voraussetzungen für eine Umstellung auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. Während der gesamten Umstellungszeit wird der Betrieb durch die regionale Arbeitsgemeinschaft und eine:n Berater:in der Landesvereinigung unterstützt.

Vor der Umstellung werden die aktuellen Betriebsdaten und -abläufe ermittelt. Zusammen mit Ihren persönlichen Vorstellungen und Zielen dienen sie als Ausgangsbasis für den Umstellungsplan. Dies gibt Ihnen nicht nur einen Überblick über den gesamten Umstellungsverlauf bis hin zur Demeter-Anerkennung,sondern sagt Ihnen als Betriebsleiter auch, wie sich die einzelnen Maßnahmen auf das Betriebseinkommen auswirken werden. Die Haltung von Rindern oder anderen Wiederkäuern ist für Demeter-Betriebe, im Sinne des Betriebskreislaufes und der Entwicklung einer dauerhaften Bodenfruchtbarkeit, verbindlich. Ausnahmen sind möglich, bedürfen aber der Genehmigung.

Das Kapital der Landwirtschaft ist die Fruchtbarkeit des Bodens! Zu Beginn der Umstellung entwickeln Sie zusammen mit Ihre:r:m Berater:in oder eine:r:m erfahrenen Berufskolleg:in eine möglichst vielseitige Fruchtfolge. Hacken, Striegel und spezielle Maßnahmen wie Bürsten oder Abflammen regulieren die Unkräuter im Gemüsebau. Zwischensaaten dienen als Gründüngung und Futterreserve.

Artgerechte Tierhaltung bedeutet, den Tieren natürliche Bewegungsabläufe und Verhaltensweisen zu ermöglichen. Weidegang oder ganzjähriger Auslauf und eine entsprechende Betreuung sind genauso wichtig wie die Aufstallungsform und andere Haltungsbedingungen. Notwendige bauliche Veränderungen müssen innerhalb der Umstellungszeit, spätestens aber nach 5 Jahren, abgeschlossen sein. In Einzelfällen, z.B. bei enger Ortslage des Betriebes, kann diese 5-Jahres-Frist verlängert werden. Maßnahmen wie die Enthornung der Rinder, das Kupieren der Schwänze und Abkneifen der Zähne bei Ferkeln widersprechen der wesensgemäßen Tierhaltung.

Für den Erwerbsgartenbau, Obst- und Weinbau oder andere Sonderkulturen gelten erweiterte Bestimmungen bei der Anerkennung der Demeter-Qualität. Die Tierhaltung ist hier nicht zwingend vorgeschrieben. Auch der Einsatz und Zukauf von Düngemitteln ist, einer gärtnerischen Fruchtfolge oder den Dauerkulturen entsprechend, praxisgerecht geregelt.

Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise stellt hohe Anforderungen an das Fachwissen und die geistige Beweglichkeit. Ein vielseitiges Angebot an Kursen, Tagungen, Fachbüchern, Zeitschriften und internen Informationen bietet Gelegenheit zur eigenen Weiterbildung und einem anregenden Erfahrungsaustausch.

Demeter ist eine Warenzeichengemeinschaft - also kein Unternehmen oder Marketingkonzept! Diese Gemeinschaft umfaßt Erzeugung, Verarbeitung und auch den Handel. Die vier Einrichtungen Demeter e.V., Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftsweise, die Landesvereinigungen und das Demeter-Marktforum sorgen gemeinsam für die Verwirklichung der Ziele des Verbandes.

Ca. 200 Demeter-Verarbeitungsbetriebe, über 50 Demeter-Vertragsgroßhändler:innen, Erzeugungsgemeinschaften und Verbraucher:innenassoziationen sind im Demeter-Marktforum zusammengeschlossen. Sie alle bringen ihre Gesichtspunkte zur Harmonisierung und Gestaltung der Demeter-Marktentwicklung ein.

Die steigende Nachfrage nach biologisch-dynamischen Lebensmitteln und Rohstoffen braucht entwicklungsfähige Absatzwege. Ob Sie mit Kolleg:innen kooperieren, den Naturkostgroßhandel oder Demeter-Verarbeitungsfirmen beliefern oder die Chancen der Direktvermarktung nutzen, entscheiden nicht nur Faktoren wie Marktnähe, Lagermöglichkeiten, maschinelle Ausstattung und Lieferfähigkeit. Auch persönliche Voraussetzungen wie Kreativität und Kontaktfähigkeit kommen hier zum Tragen.

Die Demeter-Verarbeitungsbetriebe und Großhandel sorgen mit ihrem vielseitigen, hochwertigen Sortiment für gute, langfristig gesicherte Absatzmöglichkeiten und eine starke Präsenz im Naturkost-Fachhandel. Demeter bedeutet für die Kund:innen Sicherheit und Orientierung im ständig wachsenden Markt der Bio-Produkte und der Herkunfts- und Gütezeichen. Die Demeter-Marktgespräche zwischen Landwirt:innen und Verarbeitung sorgen dafür, dass Qualität honoriert und Preisfindung nachvollziehbar wird.

Unsere Kund:innen setzen besonderes Vertrauen in Demeter-Erzeugnisse und verlassen sich darauf, dass die biologisch-dynamische Vitalität der Produkte vom Feld bis zu:r:m Verbraucher:innen gewährleistet ist.

Demeter-Vertragsnehmer:innen stellen sich diesem Anspruch. Der jährliche Betriebsbesuch ist wesentlicher Bestandteil des Demeter-Kontrollverfahrens. Dabei wird nicht nur überprüft, ob der Betrieb die Grundsätze der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise erfüllt. Der Besuch dient auch der Begleitung und Wahrnehmung der Betriebsentwicklung durch die regionale Arbeitsgruppe. Die Geschäftsstelle der Landesvereinigung erhält einen schriftlichen Bericht. Nach der Auswertung erhält der Betrieb die Bestätigung über die richtliniengemäße Bewirtschaftung für das aktuelle Kalenderjahr. Sie ist Bedingung für die Vermarktung unter dem Warenzeichen Demeter bzw. "In Umstellung auf Demeter".

Verbunden mit dem Antrag auf Demeter-Anerkennung ist auch der Antrag auf Warenzeichennutzung. Nach einer mindestens 12-monatigen richtliniengemäßen Bewirtschaftung dürfen die Produkte mit dem Vermerk "in Umstellung auf Demeter" (früher "biodyn") gekennzeichnet und vermarktet werden. Unter bestimmten Voraussetzungen, zum Beispiel bei der Umstellung von Extensivierungs-Flächen, kann die Kennzeichnung schon im ersten Umstellungsjahr erfolgen. Im dritten Jahr der biologisch-dynamischen Bewirtschaftung erhalten die Flächen bzw. der Gesamtbetrieb in der Regel die Demeter-Vollanerkennung.

Eine Nutzung des Demeter-Warenzeichens schließt die Bestätigung der biologischen Bewirtschaftung nach der EG-BIO-Verordnung durch eine staatlich zugelassene Kontrollstelle ein. Auch alle Demeter-Verarbeiter:innen und Händler:innen unterstellen sich diesem europaweit gültigen Kontrollsystem. Die Geschäftsstelle der Landesvereinigung arbeitet dabei mit den Kontrollstellen zusammen. Das verringert den Aufwand für den Betriebsbesuch und die Zusammenstellung der Daten ganz erheblich.

Die hohe Erwartung in das Demeter-Warensortiment und in die Entwicklung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise ist gerechtfertigt, kann aber nur erfüllt werden, wenn sich die Leistungen von Erzeuger:innen, Verarbeiter:innen, Händler:innen und Verbraucher:innen in einem gemeinsamen Interesse verbinden.

Die biologisch-dynamischen Aufgaben sind eingebunden in ein internationales Netzwerk aus Forschung, Beratung, Information und Qualitätssicherung. In Deutschland arbeiten mehrere Institutionen auf Bundes- und Länderebene eng zusammen.

Der Forschungsring für biologisch-dynamische Wirtschaftweise e.V. ist Eigentümer des geschützten Namens und Warenzeichens Demeter. Im Forschungsring arbeiten Landwirt:innen, Berater:innen und Wissenschaftler:innen an der Weiterentwicklung und Verbreitung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise. Grundlage dafür ist der fachliche Austausch zwischen Praxis und Forschung und die kontinuierliche Arbeit an den Richtlinien für Erzeugung, Verarbeitung und Kennzeichnung von Demeter-Produkten.

Der Demeter e.V. verwaltet das Verbands- und Warenzeichen. Mitglied im Demeter e.V. sind die Landesvereinigungen, das Demeter-Marktforum, Demeter-Verbraucher:inneninitiativen und Vertreter:innen des Forschungsrings. Alle Gruppen sind auch im Vorstandsgremium vertreten. Über ein Vertragssystem mitallen Warenzeichennutzern sichert sich der Demeter e.V. die Einhaltung der Richtlinien des Forschungsrings.

Die Mitarbeitenden des Demeter-Marktforums beraten die Demeter-Verarbeitungsbetriebe und wirken bei den betreffenden Richtlinien mit. So wird der hohe Qualitätsstandard aller Produkte, wie Demeter-Brot, -Milch, oder -Wurst, gewährleistet.

Ausbildung und Weiterbildung sind ein wichtiges Anliegen der biologisch-dynamischen Bewegung. Die Lehrstellen auf Demeter-Betrieben sind immer noch sehr begehrt. Neben den jährlich stattfindenden Einführungskursen und der internationalen Landwirtschaftlichen Tagung in Dornach/Schweiz gibt es auf Bundes- und Länderebene eine Vielzahl von Fortbildungsmöglichkeiten unterschiedlicher Dauer. Die Veranstaltungen zur Weiterbildung und die regelmäßigen Treffen der Arbeitsgruppen bieten engagierten Praktiker:innen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und der fachlichen Fortbildung.

Demeter-Erzeuger:innengemeinschaften arbeiten regional oder produktbezogen. Die gemeinsame Vermarktung stärkt die Position der Landwirt:innen, macht Preise kalkulierbar und ermöglicht eine erfolgreiche Ansprache und Betreuung der Marktpartner:innen. Vertrieb und Transport, Marktinformation und Produktentwicklung laufen professionell und kostengünstig.

Demeter-Kund:innen schätzen die Frische und Qualität regionaler Produkte, bevorzugen Gemüse und Früchte der Saison und kaufen deshalb gerne auf dem Wochenmarkt oder direkt ab Hof. Zusätzlich zu ihren eigenen Erzeugnissen bieten viele Demeter-Betriebe in ihrem Hofladen oder über die Lieferung von "Abo-Kisten" Brot, Milch- und Trockenprodukte aus dem breiten Demeter-Sortiment an. Erzeuger:innen-Verbraucher:innen-Initiativen rund um Demeter-Betriebe beweisen, dass Demeter-Kund:innen nicht nur gut und günstig einkaufen wollen, sondern sich auch mit den Menschen auf den Höfen verbinden. Damit kann man viel bewegen!